Und Mehr
Was heißt Und Mehr
Für mich hat Allroundmensch und -künstler Joseph Beuys (1921-1986) eine Zeitenwende eingeleitet. Er hat Kunst definiert als Alles, was wir Menschen aus unserer Mentalität und dem daraus entwickelten Bewusstsein schaffen, und wo nicht in erster Linie Lebensnotwendigkeiten (Nahrung, Unterkunft, Überleben) den Schwerpunkt bilden. So ist meine gesamte Webseite zu verstehen – wobei mein Hauptanliegen darin besteht, gegen Ungerechtigkeit und für Frieden und den Abbau von Waffen einzutreten und immer wahrhaftig zu bleiben. Eine besonders wertvolle Kunst wäre es dann, dabei auch noch Erfolg zu haben. So sind auch viele Beiträge der Themen Märchen, Satire, Philosophie, Gewöhnliches und Ungewöhnliches zu verstehen.
Wir Papalagis
Kürzlich (1921) habe ich ein kleines Buch wiederentdeckt, das mir eine Freundin zu meinem Geburtstag 1983 geschenkt hatte. Es heißt ‚Der Papalagi‘ und wurde erstmals 1920 nach Aufzeichnungen des Häuptlings Tuviaii aus Tiavea von dem Schriftsteller und Maler Erich Scheurmann (1879-1957), der ab 2014 für kurze Zeit auf dem von Deutschland okkupierten Samoa lebte, veröffentlicht.
Das Büchlein gibt die Eindrücke wieder, die der Häuptling auf einer Europareise etwa in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg gewonnen hat. Die teilweise naiven Darstellungen und Verhaltensweisen der von ihm Papalagi (gesprochen Papalangi – gleich Weißer) genannten Europäer sind erstaunlich klar gezeichnet, weil sie uns im gewissen Sinne sezieren. Er beschreibt die Vor- und Nachteile unserer Lebensart und unseres Verhaltens ebenso naiv wie wahrheitsgetreu.
Erstaunlich ist, dass sich trotz aller zwischenzeitlichen technischen Fortschritte daran bis heute prakticch nichts geändert hat. Wenn wir dann noch die Vergleiche hinzuziehen, die Tuiavii immer mit seinem eigenen Leben anstellt, wird schnell deutlich, wie sehr wir uns von vermeintlichen Zwängen leiten lassen, und wie weit wir uns von dem entfernt haben, was wir als Natur bezeichnen. Die einfachen Worte des Häuptlings geben uns zu denken, ob wir wirklich zufrieden mit unseren Errungenschaften sein können, und ob es uns wirklich hilft, stolz darauf hinzuweisen, uns immer das neuste Handy, den noch komfortableren Wagen und noch entferntere Inselurlaube zu leisten. Wir wissen inzwischen, dass die für uns Menschen notwendigen Ressourcen endlich und in naher Zukunft erschöpft sind. Dieses Problem können wir derzeit nicht lösen, weil unsere eigenen Konsum- und Bequemlichkeitsgewohnheiten, gestützt vom unstillbaren Egoismus der Kapital- und Machtelite eingeschlossen unserer Staatslenker, zu stark sind. Aus der Tierwelt (Fische, Bienen Ameisen) kennen wir die Schwarmintelligenz, die ein Fortleben ermöglicht. Sie hat sich in der Natur über hundertausende von Jahren entwickelt. Unser Verstand läßt das aber schon aufgrund unserer kurzen Lebenszeit nicht zu. Wir müssen daher diese Art der Intelligenz künstlich herstellen. Unser Verstand müßte uns gerade hierbei helfen, dafür die Grundregeln zu definieren, die jeden Menschen betreffen: Ein Mindesteinkommen, das für Nahrung, Dachüberdemkopf und Teilhabe am sozialen Leben ausreicht. Ein Gremium von alle paar Jahre gewählten unabhängigen Bürgern. Sie entsendet aus ihrer Mitte Abgeordnete in ein der heutigen UNO ähnliches Parlament mit allerdings ungleich stärkeren Rechten zur Durchsetzung seiner Richtlinien. Es wird von einem Fachgremium unterstützt, das jedes Produkt und jede Handlung nach ihrer Belastung für die Umwelt bewertet und danach einen Mindestwert dafür festlegt. Im Ergebnis darf die Summe aller dieser Werte jährlich die Grenze, die für den Erhalt der Ressourcen weltweit notwendig ist, nicht übersteigen. Ein das Gremium unterstützendes Gericht wacht über die Freiheitsrechte der Menschen und entscheidet über Klagen. Unbestreitbar ist, dass es, wenn überhaupt, ein langer Weg werden wird. Er ist aber notwendig, um unser aller Untergang, eventuell über Ökodiktatur und offenem Krieg zwischen Arm und Reich, vielleicht doch noch zu vermeiden. Einzelne Schritte auf dem richtigen Weg könnten auch heute schon beginnen: Ein Bürgergeld, ein weltweiter kontinuierlicher Rückgang der Waffenproduktion, Zusammenschluss von Staaten (die EU ist leider ein schlechtes Beispiel geworden) und ein Mindestprozentsatz des Sozialprodukts für Bildung. Es lassen sich viele weitere Felden finden.
10.07.2024 Die KI Welt-Welle
Ein britischer Autor zeichnet uns ein eher düsteres als positives Bild der Welt in zehn Jahren. Wir würden es wohl eher als mit viel Fantasie verfasst beschreiben, wenn der Mann (Mustafa Suleyman) nicht ein ausgewiesener KI-Experte wäre, der 2010 das später von Google übernommene Start-up DeepMind mitgegründet hätte. Heute ist er CEO einer KI-Einheit von Microsoft. In seinem Buch sieht er grundsätzlich in den durch KI möglichen technischen Durchbrüchen ein wichtiges Potential zur Hilfe wie dem Anbau von Lebensmitteln, der Gesundheitsvorsorge oder neuen Energien. Doch dafür benötige man vernünftige Regeln, die es nicht gibt und für die es vielleicht schon zu spät ist. So rechnet er in den nächsten zehn Jahren mit einer Welle radikaler Veränderungen durch die künstliche Intelligenz. In Verbindung mit weiteren Neuerungen auf Gebieten wie Biotechnologie, Robotik und Quantencomputing könnte sie die Menschheit in kurzer Zeit völlig auf den Kopf stellen. Wenn die Technologien günstig und für jeden verfügbar werden, seien die Folgen kaum noch abschätzbar. Auch Demokratie, der Sozialstaat und jedes einzelne Individuum seien gefährdet. Die ‚Welle‘ könne zur existenziellen Bedrohung sogar für die Spezies Mensch werden. Auch wenn diese Entwicklung nicht unbedingt eintreffen könnte, sieht er eine Verantwortung, sich gegen die dadurch möglichen Gefahren zu wappnen. Er untermauert seine These durch die sprunghaften Neuerungen in der menschlichen Geschichte vom Faustkeil bis zur Elektrizität, deren Auswirkungen jeweils nicht erkennbar waren. Die kommende KI-Welle sprenge aber heute jede Dimension und werde uns mit unvorstellbarer Wucht treffen. Er weist daraufhin, dass heute bereits im Beruflichen, wie Überwachung Aussaat und Überwachung durch Drohnen, wie im Privaten, Lautsprecher, Smartphones, Uhren, als Teil des menschlichen Lebens irgendwo aufgezeichnet werden. Der fehlende Schritt sei nur noch die Zusammenführung der unterschiedlichen Datenbanken zu einem einzigen integrierten System, dem perfekten Überwachungsapparat. Angesichts der bereits in China praktizierten digitalen Überwachung leuchtet mir diese seine Aussicht ein. Da die Staaten nicht bereit seien, angesichts dieser Herausforderungen entsprechende Regularien zu setzen, sieht der Autor zwei Szenarien: Zombie-Regierungen in ausgehöhlten liberal-demokratischen Ländern (warum fällt mir hier die USA ein) oder Techno-Diktaturen (warum fällt mir hier China ein). Auch wenn der Autor die Möglichkeit sieht, den Risiken der Welle mit einer autoritären technologisch aufgeladenen massiven Überwachung zu begegnen; und auch wenn er am Ende noch zehn Vorschläge zum Standhalten bzw. eindämmen der Welle bringt. Er ist der Überzeugung, dass die KI in den nächsten zehn Jahren der größte Machtverstärker sein wird und auch selbst Macht ausüben werde.
Im Ergebnis sieht er die Welle als evolutionären Ausbruch wie die kambrische Explosion, die intensivste Eruption neuer Arten in der Weltgeschichte. Sie werde mit vielen tausend neuer Anwendungen sich gegenseitig befeuern und beschleunigen, teilweise mit extremer Unvorhersehbarkeit und Entflammbereitschaft. Letztlich könnte diese Welle das Ende des heutigen Menschen herbeiführen.
19.05.2024 Lob dem FR Forum
Mein Leserbrief an die FR (er wurde wohl nicht veröffentich, man bedankte sich aber) :Es gibt Leser/innen dieser Zeitung, die weder die erste noch die letzte Seite zuerst lesen, sondern, auch wenn man sie leider nicht jeden Tag findet – die Forum-Seite. Grund dafür ist meist gar nicht mal die Suche nach dem eigenen Leserbrief – wer schreibt schon jeden Tag einen, sondern die in meiner FR besonders häufigen lesenswerten Leserbeiträge. So als Beispiel in der Pfingstausgabe die beiden Beiträge der Leser Dovermann und Jakob mit ihren besonders eindrucksvollen Feststellungen zum Gazakonflikt, von Leser Brink über das Museums-Programm der CDU und von Herrn Traub über den Glauben des Herrn Boris Rhein, der offensichtlich sein Nachdenken ersetzt. Wer sich für politische Entwicklungen interessiert, ist dankbar für solche Beiträge, die eigene Überlegungen stützen, ergänzen und bereichern.
15.03.2024 Keine Kenntnis der Tiefsee
Gerade hat ein neuseeländisches Forschungsschiff in dem vor der dotigen bis auf 4000 tiefen Meeresgraben etwa 200 neue Lebewesenentdeck entdeckt. Fachleute schätzen, dass von den 2,5 Millionen bis in diesen Tiefen lebenden gersde einmal 10 % bekannt sind. Ein internationales Team von Wissenschaftlern, die aus 15 Tiefsee-Expeditionen aller großen Ozeane zwei Milliarden DNA-Sequenzen untersucht haben, hat auch herausgefundenat, dass ahezu zwei Drittel der Lebewesen, die in Tiefen von 9.000 und mehr Metern leben, keiner der bisher bekannten Gruppen zugeordnet werden könn. Alle diese Daten zeigen, welchen Einfluss das Leben in den dortigen Ökosystemen auf das Weltklima hat, da dort alle absinkenden Stoffe verwertet werden. Das gesunde Funktionieren der Nahrungsnetze in den Ozeanen und das durch bewirkte Binden von athmosphärischem Kohlenstoff beeinflussen das Weltklima sehr stark, wobei die Polarregionen Hotspots sind. Der von Menschen durch den Klimawandel, Tiefseebergbau, Öl- und Gasförderung, Schleppnetze und Verschmutzung (Plastik) erzeugte Druck bedrohen das Leben in der Tiefsee und erfordern unbedingt Schutzmaßnahmen.
19.02.2022 Volker Pispers – noch immer aktuell
Wer auch nur ein wenig über den eigenen Tellerrand sehen kann, kennt ihn als einen der besten deutschen Kabarettisten der Nachkriegszeit. Nach rund dreißig Jahren hat er 2015 einfach aufgehört. Ich habe mir gerade seine wohl letzte Vorstellung in Berlin auf YouTube (dort unter ‚Deutschland & Der Leichtsinn’ zu finden) eingezogen. Die Spannung bei über einer Stunde freier Rede zu halten, die Vielzahl und Treffsicherheit seiner Argumente und deren intelligente Verarbeitung sind unnachahmlich gut gelungen – und noch aktuell wie damals. Er könnte praktisch dasselbe heute vortragen und wir würden sagen: Ja, so ist es heute. In gewissem Sinn ist er damit der Counterpart des ebenso genialen Georg Schramm (Meister Yodas Ende).
2024 Allianz One Percent for the Planet
Der vor etwa 50 Jahren von Chouinard gegründete Outdor-Kleidung Hersteller Patagonia aus Kalifornien war 2002 Mitbegründer dieses freiwilligen Zusammenschlusses von Unternehmen, die sich verpflichten, 1 % des Gesamtumsatzes oder 10 % des Gewinns an Umweltorganisationen zu spenden. Laut eigenen Angaben hatte Patagonia bis Mitte 2020 89 Millionen Dollar an insgesamt 1539 Umweltschutzgruppen gespendet. Vor zwei Jahren übertrug Chouinard sein mit drei Mrd. Euro bewertetes Eigentum am Unternehmen an eine gemeinnützige Stiftung, die Patagonia Purpose Trust und den Holdfast Collective; der hält 98 % des Unternehmens und alle nicht stimmberechtigten Anteile. Der Patagonia Purpose Trust hält 2 % des Unternehmens und alle stimmberechtigten Anteile. Nicht stimmberechtigte Anteile haben einen wirtschaftlichen Wert, aber keine Entscheidungsbefugnis. Stimmberechtigte Anteile haben sowohl einen wirtschaftlichen Wert als auch eine Entscheidungsbefugnis. Das Holdfast Collective verwendet das gesamte Geld, das es erhält, um die Klimakrise zu bekämpfen, die Natur und die Artenvielfalt zu schützen und für den Umweltschutz aktive Institutionen zu unterstützen. Als nach US-Recht anerkannter sozialer Wohlfahrtsverband (Benefit Corporation) kann das Collective nicht nur Zuschüsse und Investitionen für das Erdklima tätigen, sondern auch für politische Anliegen eintreten. Jedes Jahr wird der gesamte Gewinn – Geld, das über die Reinvestition in das Unternehmen hinaus erwirtschaftet wurde, als Dividende an das Collective ausgeschüttet. Chouinard taxierte die Dividende auf etwa 100 Mio. US$ jährlich. Zur Begründung äußerte er, dass die Ressourcen der Erde trotz ihrer Unermesslichkeit nicht unendlich seien, und es klar sei, dass wir ihre Grenzen überschritten haben. Eine Konsequenz dieser Umstrukturierung war, dass Chouinards 17,5 Mio. US$ an Schenkungssteuern aber keine Kapitalertragssteuern zahlen musste. Laut Schätzungen von Bloomberg hätten diese 700 Mio. US$ betragen. Die Familie Chouinard wird allerdings die Leitung des Purpose Trust wählen und beaufsichtigen. Sie wird auch im Vorstand von Patagonia sitzen und auch die philanthropische Arbeit des Holdfast Collective leiten.
12.03.2022 Gewalt und Erziehung
Am 10.03. dieses Jahres lief der Leiter der Kunstsammlungen in Chemnitz gegen 21 Uhr durch einen Park in der Innenstadt nach Hause. Als er aus einer Gruppe von Jugendlichen Naziparolen hörte und ihren Hitlergruß sah, machte er Ihnen gegen rein verbal seinen Unmut darüber deutlich und wurde als Antwort von ihnen geschlagen, getreten und seine Brille zertrümmert. Ein Busfahrer hielt, nahm ihn mit und rief die Polizei. So etwas geschieht in unserem Land leider öfters. Das Besondere für mich war hier die Reaktion des Betroffenen. Er sieht das Verhalten der Jugendlichen wie in ihrem Mangel an der entsprechenden Schulbildung. Es brauche einfach mehr als die MINT-Fächer. Die werteorientierten und gesellschaftlichen Fächer Geschichte, Politik und Ethik würden viel zu wenig unterrichtet. Diese Forderungen konkreter und deutlicher in die Lehrpläne einzubauen, halte auch ich für zwingend erforderlich, damit Jugendliche zu werteorientierten und kritischen Menschen heranwachsen können.
06.04.2022 Der Mann – mehr Schein als Sein
Der von einem, ich bin versucht zu sagen ‚ natürlich männlichen‘ Potentaten ausgelöste Krieg gegen die Ukraine erinnert mich an die Debatte vor dreißig Jahren über den Mann als solchen. Seit praktisch tausenden von Jahren gab und gibt es noch immer keinen Zweifel an der Stärke und Überlegenheit des Mannes. Doch schon damals belegten Wissenschaftler eine ganze Reihe von Fakten für eine naturgegebene Überlegenheit der Frau. Sie gebären das Leben, halten es aufrecht und beschützen es. Dementsprechend gehen sie mit dem menschlichen Wesen und dessen Bedürfnissen sensibler um als der Mann. Um nur einige der Folgen zu nennen: Frauen leben sieben Jahre länger, bringen sich dreimal weniger um, stellen nur 25 % aller Mordopfer und aller Straffälligen, sind zwei Drittel weniger Notfall-Patienten. Der bekannte Psychologe Hans-Eberhard Richter hat herausgefunden, dass die Merkmale der Persönlichkeit von Herzinfarkt-Patienten sehr genau mit dem Idealbild des supermännlichen Mannes aus der Leistungsgesellschaft übereinstimmt: Der energiegeladene, ehrgeizbesessene Tatmensch, der sich durchsetzt und nicht kleinkriegen lässt. Er ist nicht mehr in Lage, sich jemandem anzuvertrauen, Schwäche zu zeigen, um Hilfe zu bitten, sich zu entspannen, kritisch über sich selbst zu reflektieren. Der US-Männerforscher Goldberg stellte damals fest: ‚Innerhalb dieser Entwicklung endet der Mann als das einsamste Wesen auf Erden und seine Erfolge erweisen sich zunehmend als bedeutungslos. So ist er letztlich zur Depression und/oder Fluch durch Selbstzerstörung verurteilt. Je männlicher ein Mann heute ist, desto zutreffender ist das für ihn.‘ Das Alles trifft auch heute noch den Kern, wie uns Herr Putin nicht deutlicher zeigen kann. Ich kann mich nicht an eine Despotin in den letzten hundert Jahren erinnern, es sei denn als Nachfolgerin ihres jeweiligen Despoten-Mannes. Auch die Zahlen der verurteilten Straftäter*innen in deutschen Gefängnissen gibt zu denken: 62.000 Männer und 2.600 Frauen! Ich denke, es ist gut, uns einmal wieder solche Tatsachen deutlich zu machen.
28.08.2023 Ausgewogenheit im Journalismus
Da hat die Frankfurter Rundschau gerade ein Interview über Journalistische Grenzen gemacht, das ich mit folgendem Leserbrief kommentiert habe. ‚In dem sehr vernünftigen Interview von Rudolf Ogiermann mit Herrn Schweiger zu den Grenzen der Ausgewogenheit in der Berichterstattung von ARD und ZDF vermisse ich einen Gesichtspunkt. In den Disziplinen, die Beiträge zu unseren sozialen Beziehungen liefern, waren schon immer die in die Zukunft denkenden Köpfe in der Überzahl gegenüber den Menschen, die eher aufs Beharrende und Bestehende setzen. Das gilt gleichermaßen für die wissenschaftlichen wie die intellektuellen Bereiche. So auch für den Journalismus. Wir können dort auch grob gesagt den Unterschied zwischen links und rechts verorten. Innerhalb unserer Medien gibt es daher ebenfalls diesen gravierenden Unterschied. Einen für die Satten und die eher an Beständigkeit und Zerstreuung als an Veränderung Interessierten, und den anderen Journalismus, der eher am Leben und seinen positiven sozialen Veränderungen interessiert ist. Medien, die von Kapital- oder sonstigen Eigentümerinteressen beeinflusst werden, sind dann in ihrer Berichterstattung ganz natürlich weniger glaubhaft als solche, wo diese Einflüsse geringer sind. ARD und ZDF besitzen als öffentlich-rechtliche Institutionen eine Unabhängigkeit, die neben den unschätzbaren, da nirgendwo sonst zu findenden Beiträgen zu allen Lebensbereichen, eine weitestgehend neutrale Berichterstattung erlaubt. Es ist natürlich, dass wir dort Journalisten mit einer eher zukunftsgerichteten Berichterstattung finden. Ebenso natürlich finden dann auch deren geistig-mentale Einstellungen ihren Platz. Wer das als linksgerichtet bezeichnet, macht ein Kompliment. Wir können ARD und ZDF daher nur dankbar sein; schließlich wird der Journalismus zu Recht als die vierte Gewalt in unserem Staat bezeichnet.
Es ist vielleicht ganz amüsant zu lesen, wenn Bubenstreiche auch mal Erwachsenen Spaß machen, was dann auch noch zu einer wohl ironisch gemeinten kleinen Geschichte aufgehübscht wird. Da haben sich zwei PKWs auf einer immer sehr belebten Ausfallstraße einer Großstadt über zehn Minuten ein lebensgefährliches Rennen mit fast 200 kmh geliefert. Ein schnelles Manöver eines anderen KFZ, ein Schwenker eines Fahrrads, ein falscher Schritt eines Fußgängers – und es hätte Tod und Verletzung gegeben. Staatsanwalt und Richter, die hierfür Urteile mit zeitweisem Fahrverbot und Geldstrafe fällen, sind für mich in ihrem Beruf fehl am Platz. Andere Gerichte haben ein derartiges Verhalten zumindest als versuchten Totschlag behandelt. Und eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung wäre daher das Mindeste, was für solche Verkehrsrowdys angemessen wäre.
15.08.2022 Jeremy Corbyn und der Sozialismus
Vor einigen Wochen fand in Berlin eine zweitägige Konferenz ‚Socialisme in our time’ statt, veranstaltet von der Organisation ‚tranform! Europe‘ und des sozialistischen ‚Jacobin Magazins‘. Ehrengast und prominentester Redner der gut 500 Teilnehmer*innen war der zweimalige Vorsitzende der britischen Labour Jeremy Corbyn. Er gab sich betont kämpferisch und hatte überzeugende Antworten auf das Leitthema der Konferenz, wie es nämlich um den Sozialismus international steht und wie die Handelnden in Zukunft ihre Kräfte bündeln können. Die bekannte US-Feministin Nancy Frazer betonte, dass Grundübel die allgemeine Krise des gesamten kapitalistischen Systems sei. In den verschiedenen Arbeitsgruppen wurden dazu Anregungen und Vorschläge diskutiert. Zum Ukrainekrieg gab es nur Zustimmung dafür, dass Putin hier ein völkerrechtliches Verbrechen begeht. Man war sich aber im Wesentlichen mit Corbyn einig, dass Krieg nur noch zu noch mehr Krieg führt und nur Verhandlungen einen Frieden herbeiführen werden. Ein wichtiges Ergebnis der Konferenz war die Erkenntnis, dass Ziel ein antiautoritärer demokratischer Sozialismus sein müsse. Das könne aber nur durch eine internationale Zusammenarbeit erreicht werden, die mit der Umsetzung hier gewonnener Einsichten und Übereinstimmungen erfolgen müsse. transform!Europ ist ein Netzwerk linker politischer Organisationen und anerkannte europäische politische Stiftung der Partei der Europäischen Linken. Ihr gehören 39 Mitgliedsorganisationen aus 23 Ländern an. Es wurde 2001 gegründet und 2007 die politische Stiftung der Europäischen Linken mit zwei Vorsitzenden. Offizieller Sitz ist Brüssel, das Koordinierungsbüro in Wien. Aus Deutschland gehören die Rosa-Luxemburg-Stiftung als parteinahe Stiftung der Linken, das Institut für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung und die Zeitschrift ‚Sozialismus transform‘ an. ‚Jacobin‘ ist ein sozialistisches US-amerikanisches Magazin und wurde 2010 zunächst als Onlinezeitschrift gegründet. Die Zeitschrift sieht sich selbst als eine führende Stimme der US-amerikanischen Linken. Es werden sozialistische Perspektiven auf Wirtschaft, Politik und kulturelle Zusammenhänge aufgezeigt. Der Aufbau einer sozialistischen Bewegung in den Vereinigten Staaten ist das Ziel und der Grund für die Existenz der Zeitung. In der gedruckten Form erscheint das Magazin seit 2011 vierteljährlich und hat nach eigenen Angaben eine verkaufte Auflage von 50.000 und erreicht zusammen mit dem Internetauftritt etwa 700.000 Lesern. Online werden ein bis zwei Artikel pro Tag veröffentlicht. Damit sei man an linken US-Traditionsmagazinen wie The New Republic vorbeigezogen. Seit 2018 gibt es eine italienische Ausgabe, 2019 kam eine brasilianische hinzu und seit 2020 eine deutschsprachige – online und gedruckt. Im Jahr 2018 kaufte Jacobin das britische linke Magazin Tribune auf und belebte es wieder. Seit 2020 betreibt Jacobin einen eigenen Youtube-Kanal. In theoretischer Hinsicht sieht sich die Zeitschrift dem Analytischen Marxismus verbunden
19.11.2021 Nachlässiger Journalismus
Teurer Strom, schlechte Infrastruktur. So überschreibt dpa das Ergebnis einer von der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Auftrag gegebenen Befragung von 360 Finanzvorständen deutscher Tochtergesellschaften internationaler Konzerne. Sie wollen nur noch gut die Hälfte soviel investieren wie vor vier Jahren und beklagen die unzureichende digitale Infrastruktur. Wir seien auch zu teuer bei Strom, Steuern und Arbeitskosten. Diese Klagen hören wir ähnlich jedes Jahr auch von den deutschen Unternehmern. Doch die Bewertungen der Produktionsbedingungen bei uns konterkarieren dieses Bild: Wirtschaftsstandort 81 %, öffentliche Sicherheit 80 % und politische Stabilität 80%. In der EU-Spitzengruppe als Forschungsstandort 56 % und bei qualifizierten Fachkräften immerhin mit 38 % unter der Top 5 der EU. Klagen gehört zum Handwerk, aber Journalisten sollten differenzieren und Artikel nicht einseitig übernehmen. Nützlich wäre zudem ein Hinweis gewesen auf Notwenigkeit der großen Transformation auch in der Wirtschaft und ihre Einstellung und Bemühungen, ihr Rechnung zu tragen.
6.7.2021 Die Generation der Enkel
Heute habe ich wieder mal mit fridays for future an einer kleinen Demo teilgenommen, und zwar vor der Schule, die meine beiden 12 und 15 Jahre alten Enkel besuchen. Sie waren nicht da und haben inzwischen wohl die Vorbereitungen für Ihren gerade bevorstehenden Urlaub mit ihrem Papa auf Curacao getroffen.
3.11.2021 Saugmonster gegen Natur
Es ist jedem überlassen, wie weit wir unsere Bequemlichkeit ausdehnen. Ein Laubsauger stört zwar oft die Nachbarn, hat aber vor allem einen ganz gravierenden Nachteil. Mit einer Luftgeschwindigkeit von bis zu 160 kmh saugt diese Gerät neben den Blättern auch die für den Boden und die Vogelwelt überlebenswichtigen Kleinlebewesen auf, die von vielen Geräten sogar gleich mit gehäckselt werden. Ein im wahren Wortsinn unnatürliches Verfahren.
04.7.2021 Nietzsche Nr. 192 – Epikur Der Philosoph der Üppigkeit: Ein Gärtchen, Feigen, kleine Käse und dazu drei oder vier gute Freunde – das war die Üppigkeit Epikurs.
25.9.2021 Nietzsche Nr. 203 – Zuviel und zu wenig
Die Menschen durchleben jetzt alle zu viel und :durchdenken zu wenig: Sie haben Heißhunger und Kolik zugleich und werden immer magerer, soviel sie auch essen. – Wer jetzt sagt: “ich habe Nichts erlebt” – ist ein Dummkopf.
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Nichtregierungsorganisationen (NGO) und andere andere gute Informationsquellen
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND)
ist eine nichtstaatliche Umwelt- und Naturschutzorganisation (NGO) mit Sitz in Berlin. Er ist das deutsche Mitglied des internationalen Naturschutznetzwerkes Friends of the Earth und Teil des Deutschen Naturschutzrings (DNR). Der BUND ist einer der größten Umwelt- und Naturschutzverbände in Deutschland. Er wurde 1975 von 21 Umweltschützern, darunter Horst Stern, Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl und Herbert Gruhl, unter Mithilfe des Bundes Naturschutz in Bayern. Der BUND ist mit rund 470.000 Mitgliedern und rund 180.000 Spendern (Stand 2019) einer der großen Umweltverbände Deutschlands mit Arbeitsgruppen in hunderten von Gemeinden. Er ist als Umwelt- und Naturschutzverband im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes anerkannt und muss daher bei Eingriffen in den Naturhaushalt angehört werden. Außerdem verfügt er aus dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz als einer von 78 Verbänden über ein Verbandsklage-Recht in Deutschland mit dem Recht, eine Musterfeststellungsklage zu erheben. Der BUND sieht sich in der Rolle des kritischen Mahners und Beobachters, der umweltpolitische Defizite aufdeckt, politischen Lobbyismus leistet und die Öffentlichkeit aufklärt. Er fragt etwa danach, wie erneuerbare Energien ausgebaut, Flüsse und Seen vor Schadstoffen geschützt, Strahlenbelastungen reduziert und Naturschutzbelange forciert werden können. Der Verein fordert auch eine Kehrtwende in der Agrarpolitik. Aktionen und Kampagnen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führten zur Erhaltung von Moorgebieten, zur Mobilmachung gegen die Atomkraft und zur Werbung für umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte.
Greenpeace
ist eine 1971 von Friedensaktivisten in Vancouver gegründete, transnationale politische Non-Profit-Organisation, die sich für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz sowie Frieden einsetzt und nach eigenen Aussagen „mit direkten gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch, Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen kämpft“. Ihre meist jungen Aktiven erwarben sich weltweit durch Kampagnen gegen Kernwaffentests und Aktionen gegen den Walfang international einen Ruf als friedlich kämpferische Aktivisten. Später konzentrierte sie sich darüber hinaus auf weitere Themen wie Überfischung, die globale Erwärmung, die Zerstörung von Urwäldern, Atomenergie und Gentechnik. Zudem weist Greenpeace auch auf Alternativen durch technische Innovationen hin. Greenpeace hatte 2021 weltweit rund dreieinhalb Millionen Fördermitglieder und beschäftigte rund 3.300 Mitarbeiter. Greenpeace Deutschland hat rund 632.000 Fördermitglieder. Es gibt in über 55 Staaten weltweit Greenpeace-Büros und 26 regionale Büros.
Bürgerbewegung Finanzwende
Diese NGO ist ein 2018 gegründeter Verein, der sich für eine Reform der Finanzmärkte einsetzt. Initiator war der ehemalige Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick (Grüne). Er sah während des CumEx-Skandals 2018 kaum Nichtregierungsorganisationen, die diesen Skandal aufarbeiteten, schloss sich daher einer Initiative zur Kontrolle des Finanzmarktes an, gründete daraus den Verein und legte 2019 sein Bundestagsmandat nieder. Seitdem ist er Vorstand und Sprecher des Vereins. Die Organisation hat zum Ziel, in Deutschland ein zivilgesellschaftliches und überparteiliches Gegengewicht zur Finanzlobby zu schaffen. Die Organisation finanziert sich hauptsächlich über Zuwendungen von Stiftungen, Spenden und die Unterstützung durch Fördermitglieder. Sie hat auf den Status eines gemeinnützigen Vereins verzichtet, um ihre politische Schlagkraft und thematische Unabhängigkeit zu stärken.Bildungsarbeit, Verbraucherschutz und Recherche werden inzwischen zum Großteil über die zu diesem Zweck gegründete gemeinnützige Gesellschaft Finanzwende-Recherche betrieben.
Mit einer Vielzahl von Forderungen, Untersuchungen, Recherchen und Demos hat sich der Verein inzwischen zur landesweit meistgehörten finanzkritischen NGO entwickelt.
Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung (INWO)
Mit dem von ihr FAIRCONOM genannten Gesellschaftsmodell fordert diese NGO eine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus ein. Angelehnt an die Ideen des Sozialreformers Silvio Gesell befürwortet die 1978 gegründete INWO (www.inwo.de) die Einführung eines umlaufgesicherten Geldes (Freigeld) und eine Bodenreform (Freiland) Sie steht für eine faire Wirtschaftsordnung durch eine Geldwende zur dauerhaften Lösung von Wirtschaftskrisen, unterstützt die heutigen Regiogeld–Initiativen und befürwortet ein Grundeinkommen, das über eine Besteuerung des Ressourcen– und Energieverbrauchs finanziert werden soll. Viermal jährlich gibt sie die Zeitschrift Fairconomy heraus.
Fridays for Future – vielleicht die einzige Chance
deutsch „Freitage für [die] Zukunft“; kurz FFF, im Original schwedisch „SKOLSTREJK FÖR KLIMATET“) ist eine globale soziale Bewegung ausgehend von Schülern und Studierenden. Nach dem Vorbild der Initiatorin Greta Thunberg gehen Schülerinnen und Schüler freitags während der Unterrichtszeit auf die Straßen und protestieren. Die Bewegung setzt sich für möglichst umfassende, schnelle und effiziente Klimaschutz-Maßnahmen ein, um das auf der Weltklimakonferenz in Paris 2015 (COP 21) im Weltklimaabkommen beschlossene 1,5-Grad-Ziel der Vereinten Nationen noch einhalten zu können. Die Proteste finden weltweit statt und haben überall ein starkes Echo gefunden. So sollen beispielsweise am15. März 2019, dem ersten weltweit organisierten Klimastreik, fast 1,8 Mio. Menschen an den Demonstrationen von FFF teilgenommen haben. Inzwischen haben sich regional, national und weltweit zahlreiche Unterstützungsorganisationen gebildet: Scientists for Future, Parents for Future, Grandparents for Future und eigentlich alle Naturschutz-, Friedens-, globalisierungskritisch und politisch links der Mitte stehenden Organisationen und Parteien.
FFF ist in Deutschland als nicht rechtsfähige Personenvereinigung organisiert und versteht sich als basisdemokratische Graswurzelbewegung. Einen durch die Basis legitimierten Vorstand oder Sprecher gibt es nicht. In den Medien wurden einzelne Personen bekannter gemacht. Ihr bekanntester Slogan: ‚Wir sind hier wir sind laut weil ihr uns die Zukunft klaut‘ drückt gut aus, was ihr Ziel ist. Ich halte FFF für die einzige starke Kraft, deren Druck unsere Politiker zur Bewältigung der Klimakrise bringen könnte – wenn sie durchhalten.
FIAN Deutschland e. V.
Diese von dem Pfarrer und Menschenrechtsaktivisten Michael Rohrer 1986 gegründete NGO für Menschenrechte mit Sitz in Köln hat das Ziel, weltweit zur Einhaltung der Bestimmungen der Internationalen Menschenrechte beizutragen, die sich ja ganz erheblich angemessene Ernährung einschließen. Die Organisation stützt sich neben einigen Haupt- auf ehrenamtliche Mitarbeiter und wird von Mitgliedsbeiträgen (Umsatz ca. T€ 500 p. a.) sowie aus Spenden und Projektzuschüssen getragen. Sie veröffentlicht viermal im Jahr das Magazin FoodFirst zu den Themen Hunger, Welternährung und das Recht auf Nahrung. Jede Ausgabe ist einem Schwerpunktthema gewidmet und enthält Berichte über Aktivitäten von Lokalgruppen, Arbeitskreisen und der FIAN-Sektionen anderer Länder.
Der willy-brandt-kreis e.V.
ist ein eingetragener Verein, dessen Zweck laut Satzung es ist, „durch Veranstaltungen, Publikationen oder in anderer Weise Beiträge zu Fragen des friedlichen Zusammenlebens der Völker und des sozialen und gerechten innerstaatlichen Zusammenlebens auf der Grundlage der Ideen des verstorbenen Bundeskanzlers Willy Brandt zu leisten“. Den Gründungsaufruf des Vereins vom 1.11.1997 unterzeichneten 23 Mitglieder, fast ausschließlich angesehene Politiker, Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller:
‚Am Ende des Jahrhunderts ist der Mangel an Orientierung für Deutschland und Europa offenbar. Die Krisensituation wird von zunehmender Massenarbeitslosigkeit, dem Niedergang des Sozialstaates, verschärfter Konkurrenz auf den globalisierten Märkten bestimmt; die Kluft zwischen Arm und Reich in den westlichen Industriestaaten wie im Weltmaßstab wird immer größer. Die Maschinen brauchen immer weniger Menschen, um immer mehr zu produzieren. Ein ungebändigter Kapitalismus vernachlässigt sein wertvollstes Kapital, den Menschen- nicht die Schaffung, sondern die Abschaffung der Arbeit wird von den Finanzmärkten belohnt. Zugleich werden die natürlichen Grundlagen des menschlichen Lebens weltweit untergraben. Während die öffentliche Hand immer mehr verarmt, die Finanznot von Bund, Ländern und Gemeinden wächst, nehmen Unternehmensgewinne und Privatvermögen in nie gekanntem Ausmaß zu. Transnationale Großunternehmen entledigen sich nationalstaatlicher Fesseln, sie operieren ohne Gegenmacht und unterminieren so die Grundlagen der Demokratie. Die Politik muß die Fähigkeit zurückgewinnen, auch der Ökonomie gesellschaftliche Rahmenbedingungen zu setzen. Wenn das nicht gelingt, drohen in Europa Verhältnisse wie in der Weimarer Republik. Bei der Massenarbeitslosigkeit sind sie dem Umfang nach schon erreicht. Eine bloß monetäre Vereinigung des westlichen Europas ohne starke demokratische Institutionen wird diese Entwicklung verschärfen. Ohne gemeinsame politische Anstrengungen ist der von den Finanzmächten und transnationalen Unternehmen erzwungene ruinöse Wettlauf um die niedrigsten Steuern, Löhne, Sozialabgaben und ökologischen Standards nicht einzudämmen. Auch bei der deutschen Vereinigung hat sich gezeigt, dass eine ungenügend vorbereitete Währungsunion mehr Probleme schafft als löst; Staatsverarmung, Massenarbeitslosigkeit und die drastische Begünstigung privater Vermögen sind hier krisenhaft zusammengekommen.
Occupy 2.0 – die friedliche Revolution
Kalle Lasn, ein Veteran der 68-Bewegung, gründete 1989 Adbusters (engl. für ‚Werbeknacker‘), eine gemeinnützige Organisation, die u. a. eine konsumkritische Zeitschrift herausgibt. Zu 10 Jahren Occupy-Bewegung propagiert er eine Occupy 2.0 und hat dazu gerade in einem längeren Zeitungsinterview vieles Richtige und Wichtige gesagt, woraus ich Einiges zitieren will: “Die (globale) Linke war für eine sehr lange Zeit völlig nutzlos. Für mich ist das Problem, dass die Linke mutlos ist. Wir müssen über die Leiche der alten Linken hinweg steigen und kühne neue Strategien entwickeln…Die politische Linke ist in der Vergangenheit stecken geblieben. Sie gehen auf die Straße und rufen dieselben alten Parolen und singen dieselben alten Hippie-Lieder. Die traditionelle Linke ist in Political Correctness und Zynismus verhaftet, während die politische Rechte eine unglaubliche Dynamik entfaltet…Wir müssen aus der zynischen Konsumkultur ausbrechen…Wir haben ein System, in dem Politiker nur für kurze Zeit ins Amt gewählt werden, und das Einzige, wofür sie sich interessieren ist, wiedergewählt zu werden. Niemand interessiert sich dafür, wie heiß der Planet in 20 Jahren sein wird. Darüber hinaus vermischen wir Kommunikation mit Kommerz und das ist ein Systemfehler…Ich schlage jeden Morgen die (Zeitung) auf. …Da wird über alles Mögliche gequatscht, aber die Tatsache, dass sich die Menschheit in einem Alarmzustand befindet, geht in einem Rauschen unter. Wir stürzen doch gerade in ein sehr dunkles Zeitalter ab, aber die wenigsten Menschen nehmen das wirklich ernst. Es geht nur noch darum, was gerade auf Twitter trendet. Unsere Demokratie und unsere Medien sind kaputt und das erzeugt eine traurige Situation.”
Investigative Commons
Oft und mit Recht werden Journalisten als die vierte Gewalt im Staat bezeichnet. Das trifft vor allem auf die Journalisten zu, die sich kritisch zu Handlungen und Missständen jedweder Art von einzelnen Personen, Institutionen und sonstiger Einrichtungen äußern. Besonders wichtig ist dabei der sogenannte investigative Journalismus. Früher meist von Einzelnen betrieben, arbeitet er heute in Gruppen, die oft aus Journalisten mehrerer Länder bestehen. Denn aufgrund der Globalisierung sind viele Affairen wie die um die Panama und auch die Pandora Papers äußerst zeitaufwendig. Die Journalisten arbeiten mit allen (Meta)Daten der Film- und Bilddateien, deren sie habhaft werden können und verstehen es, den Datenstrom zu sortieren und lesbar zu machen. Sind Menschen als Opfer betroffen, geht es ihnen darum, ihnen eine Stimme zu verschaffen, wozu die Betroffenen meist selbst nicht in der Lage sind. Eine dieser Gruppen ist die von dem Londoner Eyal Weizmann, Professor an der renommierten Kunsthochschule Goldsmith College, gegründete Forensic Architecture (FA), die seit Jahren vertuschte Verbrechen (bisher über 70) recherchiert und rekonstruiert. Sie hat jetzt auch ein Büro in Berlin gefunden. Gemeinsam mit der schon von mir beschriebenen ECCHR haben sie die Investigative Commons gegründet. Sie soll eine Art Nervenzentrum des investigativen Menschenrechtsaktivismus werden. Während FA die Recherchenarbeit macht, übernimmt der bekannte Menschenrechtsanwalt Kalek (ECCHR) die Aufgabe, die aufgedeckten Menschrechtsvergehen vor Gericht zu bringen. Eines ihrer aktuellen Vorhaben ist, die Verwicklung westlicher Rüstungsfirmen in den Krieg im Jemen zu enthüllen. Das sehe ich als Glücksfall für mein bereits geschildertes Vorhaben, Rheinmetall (sh. Thema Frieden), für sein mörderisches Vorgehen im Jemen zur Verantwortung zu ziehen.
LobbyControl e. V.
Diese NGO. die sich als Initiative für Transparenz und Demokratie bezeichnet, wurde gegründet mit Sitz in Köln. Er klärt auf über Machtstrukturen und Einflussstrategien in Deutschland und der EU auf und setzt sich ein sich für Transparenz, eine demokratische Kontrolle und klare Schranken der Einflussnahme auf Politik und Öffentlichkeit durch Interessenverbände. Der vierköpfige Vorstand und die zahlreichen Mitarbeiter sind (Politik-)Wissenschaftler, Journalisten und eine ganze Reihe verschiedener Fachleute. Der Verein betreibt Recherchen zu aktuellen Themen, Hintergrundanalysen mit wissenschaftlichem Anspruch und öffentliche Kampagnen. Er möchte über Denkfabriken, wirtschaftsnahe Kampagnen und verzerrte Darstellungen in den Medien sowie über Netzwerke und koordiniertes Lobbying hinter den Kulissen berichten. Das Ziel dieser Recherchen und Informationen ist es, verdeckte Einflussnahmen offenzulegen und Bürgern zu helfen, sie zu erkennen und ihren eigenen Positionen Gehör zu verschaffen. In Kampagnen greift er exemplarisch herausragende Zusammenhänge und Missstände auf. Hierzu zählen beispielsweise striktere Regeln für Nebeneinkünfte von Abgeordneten oder Registrierungs- und Berichtspflichten für Lobbyisten. Zusammen mit Corporate Europe Observatory und Friends of the Earth Europe betreibt Lobbycontrol das Portal LobbyFacts. Dort werden die Daten des EU-Transparenzregisters über Lobbyaktivitäten von Unternehmen, Verbänden, Agenturen und Nichtregierungsorganisationen verständlich bereitgestellt. Der Verein finanziert sich durch Spenden, Mitgliederbeiträgen und dem Verkauf eigener Publikationen wie dem Ende 2008 herausgegebenen Stadtführer LobbyPlanet Berlin.
Gerade hat LobbyControl eine Recherche fertiggestellt, die das für ihre Lobbyarbeit in Brüssel bereitgestellt Geld großer Konzerne auf knapp 100 Mio Euro errechnet. Dafür sollen vor allem die derzeit für uns Nutzer geplanten engeren Grenzen für die BIG-Data-Konzerne verhindert werden. Dementsprechend gehören Google, Facebook, Microsoft (jeweils über 5 Mio) und Apple (3,5 Mio) neben Bayer und Shell (jeweils über 4 Mio) zu den splendabelsten Zahlern. Hoffen wir, dass die EU standhaft bleibt, was in der Vergangenheit leider zu oft ein Wunschtraum blieb.
Extinction Rebellion (XR) – eine wichtige Bewegung
Lt. Wikipedia ist die XR (‚Rebellion gegen das Aussterben‘) eine Umweltschutzbewegung mit dem erklärten Ziel, durch Mittel des zivilen Ungehorsams Maßnahmen von Regierungen gegen das Massenaussterben von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen sowie das mögliche Aussterben der Menschheit als Folge der Klimakrise zu erzwingen. Sie ging im Jahr 2018 in England aus verschiedenen Vorläufergruppen hervor. Im März 2020 war sie in 67 Ländern auf sechs Kontinenten mit 1141 Ortsgruppen vertreten, in Deutschland sind es über 130 aktive und in Gründung befindliche Ortsgruppen ausgewiesen, in der Schweiz 16, in Österreich 11. In ihrem letzten Newsletter betont XR, dass es für die neue Regierung nun keine Ausreden in Sachen Klima mehr gebe. Denn der Bürger:innenrat Klima habe im Juni 2021 Empfehlungen für eine bessere und gerechtere Klimapolitik beschlossen. Gefordert werde dort eine klare Priorisierung des 1,5° Grad Ziels in der deutschen Politik, Klimaschutz als Menschenrecht im Grundgesetz, Gerechtigkeit in verschiedener Hinsicht, Kohleausstieg bis 2030, ein pro Kopf-Klimabudget oder die Bestrafung von ‘Klimakriminalität’. Es sind 76 Empfehlungen, die zur Einhaltung des 1,5°-Ziels beitragen sollen. Neben Elementen zur Regulierung wie einem vernünftigen CO2-Preis wurden zehn Leitsätze formuliert und abgestimmt. Darunter sind die Priorisierung von Klimaschutz vor Wirtschaftsinteressen, eine staatliche Aufklärungspflicht über das Ausmaß der Krise oder die Verpflichtung zur Aufnahme von Klimainformationen in alle Bildungsinstitutionen. Das sei eine äußerst wünschenswerte Basis für Klimapolitik. Ein weiterer Vorschlag lautet, ‘Klimakriminalität’ zu bestrafen, auch wenn unklar bleibt, was genau darunter zu verstehen ist. Nach ihrem Motto Politik neu leben betont XR, dass ihre Arbeit auf tiefgreifende Veränderungen des politischen Systems für mehr Mitentscheidung gerichtet ist. Für mich auch eine Richtung hin auf neue Formen der Demokratie (sh. zum Thema Demokratie erneuern).
Oxfam – die private internationale Entwicklungshilfe
ist ein internationaler Verbund verschiedener Hilfs- und Entwicklungsorganisationen in 17 zumeist entwickelter Staaten. Die deutsche Sektion betreibt bei uns mehrere Läden, die vor allem gebrauchte Textilien verkaufen. Oxfam arbeitet partnerschaftlich weltweit dafür, dass sich Menschen in armen Ländern nachhaltige und sichere Existenzgrundlagen schaffen können, Zugang zu Bildung, gesundheitlicher Versorgung, Trinkwasser und Hygiene-Einricht-ungen sowie Unterstützung bei Krisen und Katastrophen erhalten. Mit nachhaltigen Entwicklungsprojekten und durch Nothilfe in Krisen leistet die Organisation Unterstützung vor Ort. Aktionen und Kampagnen haben das Ziel, die Bedingungen zu ändern, durch die Armut entsteht. Sie kooperiert grundsätzlich mit lokalen Partnerorganisationen, die aufgrund ihrer guten Kenntnis der Situation nachhaltige Projekte in den Bereichen Existenzsicherung, Bildung, Gesundheit und Frauenrechte entwickeln. Die Partnerorganisationen erhalten finanzielle und praktische Unterstützung, z. B. beim Projektmanagement. Wegen ihrer Zusammenarbeit auch mit international tätigen Unternehmen bzw. mit deren Stiftungen sehen Kritiker die Gefahr von Interessenkonflikten. Oxfam sieht durch solche Kooperationen eine verbesserte Nutzung der Logistik und hofft darauf, die Geschäftsgebaren von Unternehmen beeinflussen zu können. Es verweist auf die weiterhin bestehende Unabhängigkeit der Organisation und kritisiert Konzerne auch weiterhin.
Finance Watch
Ist eine internationale und gemeinnützige Organisation nach belgischem Recht (AISBL) Ihre Gründung 2011 geht auf eine Initiative von 22 Europaabgeordneten aus verschiedenen politischen Parteien (ALDE, EVP, Grüne-EFA, GUE/NGL und der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament) zurück. Nach der Auffassung des Vereins hat der Finanzsektor gegenüber der Realwirtschaft eine zwar wichtige, aber dienende Funktion, nämlich Kapital und Finanzdienstleistungen für produktive Zwecke bereitzustellen. Zwar ist es auch im Finanzwesen legitim und notwendig Gewinne zu erzielen, allerdings sollen sie nicht “auf Kosten der Gesellschaft” gehen. Entsprechend dürfen die Risiken von Krediten, mit denen die Finanzwirtschaft verdient, nicht auf die Gesellschaft übertragen werden. Das Ziel von Finance Watch bestehe letztlich darin, dass Kapital und Finanzdienstleistungen “nachhaltig, gerecht und transparent arbeiten. Die Experten der Organisation erstellen eigene Fachanalysen auf dem Gebiet der Finanzregulierung, auf deren Basis sie konkrete Vorschläge für gesetzgeberische Maßnahmen formulieren. Zu folgenden Themen hat die Organisation bereits Analysen erstellt: Eigenkapitalanforderungen für Banken (Basel III), Bankenstruktur, zum Hochfrequenzhandel, zur Nahrungsmittel- und Rohstoffspekulation sowie zum Verbraucherschutz im Bereich der Finanzdienstleistungen. Finance Watch organisiert darüber hinaus Konferenzen zu Themen der Finanzmarktregulierung, bei denen sich die verschiedenen Interessensgruppen, Politiker und Aufsichtsbehörden öffentlich austauschen.
Ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie
Wikipedia beschreibt die 2004 gegründete Ethecon als eine international arbeitende gemeinnützige Vollstiftung nach deutschem Recht. Sie arbeitet konzern- und globalisierungskritisch und finanziert sich über Spenden von Fördermitgliedern, Zustiftern und Anspar-Zustiftern. Damit finanziert sie auch internationale Kampagnen, wie gegen Monsanto, Nestlé, Blackwater, TEPCO, und Dow Chemical. Seit 2006 vergibt sie jährlich zwei Preise. Mit dem Blue Planet Award werden Personen geehrt, die sich “im Spannungsfeld Ethik und Ökonomie” herausragend für den Erhalt des Blauen Planeten einsetzen. Zugleich werden mit dem Negativpreis Dead Planet Award Konzernvorstände und Eigentümer geschmäht, denen die Stiftung eine besondere Verantwortung für den Ruin von Menschen und der Umwelt vorwirft. Für 2021 ging der an die Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden von RWE, an den Politiker Laschet sowie an den Vertreter von Blackrock als Großaktionär von RWE. Ein von der Protestbewegung in Deutschland organisiertes sachkundiges Tribunal hatte dem Konzern zahlreiche Verbrechen gegen Klima, Umwelt und Menschen nachgewiesen.
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
ist ein internationales Netzwerk, das sich für Umweltschutz und soziale Anliegen einsetzt. Die CBG entwickelte sich seit 1978 aus einer lokalen Bürgerinitiative und arbeitete deutschlandweit, seit Anfang der 1980er-Jahre auch international. 1983 wurde der deutsche Verein gegründet, der als gemeinnütziger Trägerverein des Netzwerks fungiert. Unter dem Motto ‚Umweltschutz und sichere Arbeitsplätze – weltweit!‘ ist es sein Ziel, auf Risiken der chemischen Großproduktion aufmerksam zu machen, Gefahrenpotentiale aufzuzeigen und Alternativen zu entwickeln. Die Kampagnen der CBG wurden zwar mit Missständen bei Bayer begonnen und weitergeführt, betreffen aber inzwischen auch andere Konzerne weltweit. Sie wird bei ihren Tätigkeiten von einem Beirat unterstützt, der sich aus Wissenschaftlern, Juristen und anderen Fachleuten zusammensetzt, und ist Mitglied beim BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz), im Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sowie bei Attac. In ihrem Netzwerk arbeiten inzwischen ehrenamtlich Menschen aus 46 Ländern. Der Verein hat rund 1000 Mitglieder und Förderer.
OMNIBUS für Direkte Demokratie
Diese NGO geht auf die Initiative von Joseph Beuys zurück, der 1971 in Düsseldorf die „Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung“ gründete. Es folgten 1972 bei der documenta 5 in Kassel in einem Zeitraum von 100 Tagen Gesprächsrunden über „Direkte Demokratie“ und die Soziale Plastik. Beuys nahm den Begriff „Volksabstimmung“ aus dem Feld der Kunst in die Diskussion und erklärte die Gestaltung des Gemeinwesens zur größten Herausforderung, vor der wir in einer Demokratie alle gemeinsam stehen. Omnibus unterstützt kommunale Bürgerbegehren und Bürgerentscheide sowie Volksinitiativen, Volksbegehren und Volksentscheide auf Länderebene. Zudem setzt sich der OMNIBUS nach dem Vorbild der dreistufigen Volksgesetzgebung für die Einführung bundesweiter Volksabstimmungen ein und auch für das bedingungslose Grundeinkommen ein. Er erhält nach eigenen Angaben keine Fördermittel vom Staat oder aus der Wirtschaft und finanziert sich über einen Fördererkreis von ca. 3000 Personen und Spenden.
Sanktionsfrei e.V. gegen Hartz-IV
Der 2015 gegründete eingetragene Verein hilft Hartz-IV-Empfänger. Er bietet insbesondere Unterstützung für diejenigen, die von einer SGB-II-Sanktion betroffen sind, und setzt sich für ein Ende solcher Sanktionen ein. Der Verein spricht sich letztlich für ein Ende der Hartz-IV-Sanktionen aus, die Betroffene unverhältnismäßig unter Druck setzen und kontraproduktiv seien, wenn es darum gehe, Menschen zurück in den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Hartz-IV sei deshalb ein „fragwürdiges Instrument“, mit dem der Staat seiner Fürsorgepflicht nicht gerecht werde. Durch soziale Medien erlangte der Verein ein hohes Maß an Sichtbarkeit. Er knüpft auch an die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens an, durch dessen Einführung ja die gesamte Hartz-IV Problematik für Millionen Menschen entfallen würde.
ICAN Deutschland e.V. – für Frieden und gegen Atomwaffen
ist der deutsche Zweig der International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN) und damit Mitglied eines globalen Bündnisses von über 600 Organisationen in 103 Ländern. Das internationale Bündnis wurde 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die deutsche Sektion ist seit 2014 ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit einem Büro in Berlin. Ziel ist nach der Satzung die Völkerverständigung und der Einsatz zur Ächtung von Atomwaffen, zur Abrüstung und die Friedensarbeit. Bis 2017 hat ICAN auch den Prozess zum UN-Vertrag für ein Atomwaffenverbot begleitet und bemüht sich für seine Unterzeichnung, Ratifikation und Anerkennung als Instrument zur Ächtung und Abschaffung von Atomwaffen. Darüber hinaus kämpft es für den Abzug der in Deutschland stationierten US-Atombomben.
ECCHR
Das European Center for Constitutional and Human Rights e.V. (ECCHR; deutsch Europäisches Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte) ist eine als Verein organisierte, gemeinnützige und unabhängige Menschenrechtsorganisation, die sich mit juristischen Mitteln dafür einsetzt, dass die Verantwortlichen von Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft gezogen werden. Gegründet wurde das ECCHR 2007 von dem Berliner Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck, unterstützt von einer Gruppe internationaler Rechtsanwälte. Es hatte mir auch die Weiterbearbeitung meiner Anzeige gegen Rheinmetall 2021 (vergl. Thema Rheinmetall) zugesagt, sich aber leider nichts mehr gemeldet.
IPPNW Deutschland – Ärzte gegen Atomwaffen
Ist der Name der deutschen Sektion der Organisation ‚Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e. V.‘ (International Physicians for the Prevention of Nuclear War), ein internationaler Zusammenschluss von Human-, Tier- und Zahnärzten, die sich unter anderem vor allem für die Abrüstung atomarer Waffen einsetzt. Der internationale Hauptsitz befindet sich in Somerville, Massachusetts. 1985 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis für ihre „sachkundige und wichtige Informationsarbeit“, die das Bewusstsein über die „katastrophalen Folgen eines Nuklearkrieges“ in der Bevölkerung erhöhte. Die deutsche Sektion (Sitz: Berlin) ist mit circa 8.000 Mitgliedern (weltweit sind es 150.000) die größte berufsbezogene Friedensorganisation in Deutschland. Bereits in den 1980er Jahren war die Organisation aktiver Teil der internationalen Friedensbewegung. Im Frühjahr 2003 warnte IPPNW-Deutschland vor den Folgen und Wirkungen des Irak-Kriegs für die Menschen sowie für das internationale Völkerrecht und klärte über die Hintergründe des von den USA gegen den überwiegenden Willen der internationalen Staatengemeinschaft geführten Krieges auf.
20.06.2024 Förderverein Frieden e.V.
Diese NGO ist der Rechtsträger des Netzwerkes Friedenskooperative mit dem Zweck des Vereins der Förderung der Friedensarbeit, der Friedenserziehung, der Völkerverständigung und der internationalen Gerechtigkeit. Die Finanzierung erfolgt aus Förderbeiträgen (mehr als 3/4 aus Einzelspenden) dem Verkauf des Magazins „FriedensForum“ und Informationsmaterialien sowie Spenden. Sie sieht sich als „Bündnis-Organisation“ mit dem Ziel längerfristiger strategischer Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und Bewahrung der Umwelt. Sie hat ein umfangreiches Informationssystem über friedenspolitische Themen, Initiativen, Veranstaltungen und Aktionen hat das Netzwerk auch im Internet aufgebaut.
Urgewald
Urgewald ist ein 1992 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Sassenberg nahe Münster, der sich für Umweltschutz und Menschenrechte einsetzt. Er begleitet vor allem kritisch die Wirtschafts- und Entwicklungspolitik und dokumentiert u. a. die sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen von Exportkrediten wie z. B. Hermes-Bürgschaften und Kredite für Energieerzeugungs- bzw. Staudamm-Projekte, für Atomkraft-Vorhaben und der Papierproduktion. Gefordert werden Transparenz bei Steinkohleimporten für die deutsche Stromproduktion sowie verbindliche und überprüfbare Sozial- und Umweltstandards. Auch aufgrund seiner Bemühungen für Divestments aus fossilen Energie-Unternehmen nahmen der Allianz-Konzern sowie der Staatliche Pensionsfonds Norwegens, der größte Staatsfonds der Welt, einen erheblich Abbau ihrer Investitionen in die Kohleindustrie vor. Auch zahlreiche Versicherungen Banken gaben entsprechende Zusagen, Urgwald will das jetzt auch für die Finanzierung von Öl- und Gasvorhaben erreichen. Dazu haben sie mit Partner-NGOs eine Datenbank (Gogel) der ca. 900 Unternehmen erstellt, die 95 % des weltweiten Öl- und Gasgeschäfts tätigen, und sie auf der Weltklimakonferenz im November 2021 vorgestellt.
Business Crime Control e. V. (BCC)
ist ein gemeinnütziger Verein mit etwa 200 Mitgliedern, der sich mit Wirtschaftskriminalität und Korruption beschäftigt; so etwa mit der schon jahrzehntelangen Einleitung von Salz in die Werra durch den K & S Konzern. Der Verein fungiert als Politiknetzwerk und Plattform von Journalisten, Publizisten, Autoren und Aktivisten im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Auslöser der Gründung 1991 war das 1990 erschienene Buch ‚Kapital-Verbrechen – Die Verwirtschaftung der Moral‘ von Prof. Hans See, bis 1999 Professor für Politik und Wirtschaftskriminologie an der Fachhochschule Frankfurt. Der Verein finanziert sich weder durch staatliche noch halbstaatliche Organisationen, sondern ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Zuweisungen von Bußgeldern.
Das Netzwerk Friedenskooperative
ist als Förderverein Frieden e. V. mit Sitz in Bonn ist innerhalb der Friedensbewegung tätig. Entstanden ist es aus dem Koordinierungsausschuß der Friedensbewegung, der sich am 17. Dezember 1989 zugunsten des neuen Netzwerks Friedenskooperative auflöste. Vorläufer war eine zentrale bundesweite Planungssorganisation, die Großdemonstrationen gegen die Stationierungspläne der NATO für Cruise-Missiles und Pershing II sowie des Warschauer Pakts für SS-20/21-Atomraketen in den 1980er-Jahren ausrichtete. Das Netzwerk hält inzwischen als bundesweite Vernetzung einen Diskussions- und Informationsaustausch aufrecht und dient weiterhin als Koordinierungsstelle für gemeinsame Aktivitäten verschiedener Gruppen. Neben vielen Kampagnen und Projekten wurden einige Großdemonstrationen organisiert und es gibt einen Newsletter und ein ‚FriedensForum‘ mit jeweils einem Schwerpunktthema. Das Netzwerk-Büro sieht sich als „Bündnis-Organisation“ mit dem Ziel längerfristiger strategischer Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit, Solidarität und Bewahrung der Umwelt und hat mit den „Friedenspolitischen Richtlinien“ zur Diskussion um Perspektiven der Friedensarbeit aufgerufen.
Attac
Ursprünglich als association pour une taxation des transactions financières pour l’aide aux citoyens (Attac – Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen im Interesse der Bürger) 1998 gegründet versteht sich globalisierungskritische Nichtregierungsorganisation. Sie hat weltweit circa 90.000 Mitglieder und agiert in 50 Ländern, hauptsächlich jedoch in Europa, in Deutschland ca. 30.000. Die Aktivitäten von Attac weiteten sich schnell über den Bereich der Tobinsteuer und die „demokratische Kontrolle der Finanzmärkte“ hinaus aus und umfassen inzwichen auch die Handelspolitik der WTO, die Verschuldung der Dritten Welt und die Privatisierung der staatlichen Sozialversicherungen und öffentlichen Dienste. Im deutschsprachigen Raum hatten 1999 die NGOs Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED) und Kairos Europa die Initiative zur Gründung ergriffen, die 2000 Attac Trägerverein e.V. erfolgte, auch mit dem Ziel einer engen Zusammenarbeit mit der französischen Attac. Die deutsche NGO besteht aus Mitgliedsorganisationen und Einzelmitgliedern und versteht sich als „Bildungsbewegung“ mit Aktionscharakter und Expertise. Begleitet von einem wissenschaftlichen Beirat sollen über Vorträge, Publikationen, Podiumsdiskussionen und Pressearbeit die Zusammenhänge der Globalisierungsthematik einer breiten Öffentlichkeit vermittelt und Alternativen zum „neoliberalen Dogma“ aufgezeigt werden. Mit Aktionen soll Druck auf Politik und Wirtschaft zur Umsetzung von Alternativen erzeugt werden.
Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft
In diesem gemeinnützigen Interessenverband in der Rechtsform eines e. V. (bis 2021 UnternehmensGrün) engagieren sich seit 1992 Unternehmen, Selbständige sowie Stiftungen und Verbände mit dem Ziel der Förderung des Umweltschutzes und dem Einbringen von Positionen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in die Politik. Der Verein ist überparteilich und finanziell unabhängig, außerdem verfolgt er keine wirtschaftlichen Interessen. Der Verein hat nach eigenen Angaben mehr als 700 Mitglieder (Stand September 2023).