Lyrik
Meine Lyrik
15.01.1953 Geburtstag
Vati wünscht von seinem Sohne
dass wenn der Geburstag kam
er nicht schenkt als wie zum Hohne
irgenwelchen schlechten Kram
Der nahm sich das sehr zu Herzen
überlegte angestrengt
Oft beim Scheine schwacher Kerzen
was man da am besten mengt
Kurz, der Bleistift wurd’ gewetzt
Wörterbücher nachgeschlagen
und der Caesar übersetzt
als gelte es den Kopf und Kragen
Zwei kleine, niedliche Geschichten
wir noch hoffnungfsvoll beimischten
Hoffentlich gefällts Papa!
Na man siehts ja schon! aha
1965 Ohne Scherz Finn & Till sind meine Enkel
Du bist mir lieb wie mein Herz
Ich denke an Deine Zärtlichkeit
Und das Herz wir mir
Ich denke an Dein Lachen
Das mir nur läßt mitzumachen
Was fange ich nur an,
wenn ich Dich nicht haben kann.
Vielleicht in den Rhein
Oder den Main
Wo er am tiefsten ist
Damit es auch nützt
Doch will ich nicht daran denken
Mir lieber das Gehirn verrenken,
wie es anstellen Dich zu besitzen
ohne abzublitzen
Ich denke an Deine Gesichter zwei
Denen eines mir lieb wie das andere sei
Ruf wenigstens an
damit ich die sagen kann
Wie ich dich liebe
1965 Traum
In den Traumnächten
Wasser auf die Augen rinnt
Hände groß und schwer
unbeweglich unter Schneewächten
Dunkel und Trauer
Turmhohe Mauer
Zerrbild des Tages
Aufschrei der Ohnmacht
Tiefschweres Fallen
Unendlichkeit
Waches Erschrecken
Vorbei der Spuk
1968 Herbst
Es kommt es geht ein Jahr
Herbstblätter tragen Traurigkeit
Träume versagen Wirklichkeit
Du sei skeptisch
Es kommt es geht ein Glück
1969 Ziel
Da sitze ich im warmen
Und überlege warum
Ich unzufrieden bin
Beileibe nicht die Welt
Denn das Bier schmeckt
Und das Kleingeld habe ich
Das Abenteuer, der Ansporn?
Soll ich mich einsetzen, wofür?
1970 Erkenntnis
Die Preise steigen
Auch ich bin im Reigen Die Reihen fest geschlossen
Es hungern nur die Volksgenossen
1980 Erinnerung
Kleiner Ausschnitt Deines Lebens
wiederkehrend Losgelassen
Wind trennt Spreu vom Weizen
Fetzen fügen sich zu Mosaik
Neues gibt es neu zu sehen
Erinnerung wird zum Erfolg
14.02.2009 – für Katrin und Christofer
das schöne Feld des Lebens
hab’ ich bestellt, das kleine
es war nicht ganz vergebens
so wünsch’ ich Euch das Deine
2020 Nachtlied
Aus lang vergangnem Leben
Erinnre ich noch gut
Wie Freude und Erleben
Gaben Sinn und Mut
Nun ist die Welt um vieles kleiner
und immer noch so neu
Doch ist das Erleben reiner
Und ich bin noch dabei
2021 Die Erde spricht
Sieh dich richtig
Eines meiner unzähligen Werke
Außerhalb dessen was war
Hat der Zufall dich geändert
Bleibst du doch kleiner
Und kürzer als ein Sandkorn
Bedenke wenn du handelst
Verantwortlich dir selbst
ist deine Zeit begrenzt
dann bist du nichts mehr
bis auch nicht mehr
ich bin
29.06.2022 Die andere Seite
Zwischen-Menschlichkeit
so schwer wie Ackerboden
und meinem Leben
verwoben und komplex
daran kratzen hilft nicht
eindringen und denken
handeln hilft – nicht immer
neuer Versuch hilft – vielleicht
Oktober 2023 Das Glück im Wald
kann unheimlich
unerwartet schön sein
kleines Lied
lachende Augen
Umarmungen machen süchtig
Sehnsucht nach Zärtlichkeit
zwei Wildäpfel zum Trost
Die andere Lyrik
18.06.2023 Eugen Roth – unvergessen
Dieser Schriftsteller (1896 – 1976), der vor allem wegen seiner in Reimform hundertfach gedichteten kleinen und großen Lebensweisheiten berühmt wurde, ist auch heute noch lesenswert. Hier drei seiner kleinen Gedichte (‚Von Mensch zu Mensch, llustriert‘ 1965):
Über den zweiten Weltkrieg
„Kein Mensch will es gewesen sein.
Die Wahrheit ist in diesem Falle:
Mehr oder minder warn wirs alle!“
Seltsam genug:
„Ein Mensch erlebt den krassen Fall.
Es menschelt deutlich, überall –
Und doch bemerkt man weit und breit
Oft nicht die Spur von Menschlichkeit“
Wandlung:
„Ein Mensch führt, jung, sich auf wie toll:
Er sieht die Welt wie sie sein soll.
Doch lernt er auch nach kurzer Frist
Die Welt zu sehen, wie sie ist.
Als Greis er noch den Traum sich gönnt
Die Welt zu sehn, wie sie sein könnt.
Die Rose – meine schönstes Gedicht
Als sich die Roe erhob, die Bürde
Ihres Blühens und Duftens zu tragen
Mit Lust:
Hat sie, dass es der letzte sein würde
Von ihren Tagen,
Noch nicht gewusst
Nur, dass sie glühender noch werden müsste,
Reiner und seliger hingegeben
Dem Licht
Spürte sie – ach, dass zum Tode sich rüste
Bedachte sie nicht….
So wildes Leben,
Als dann am Abend mit Mühe der Stengel
ihre hingeatmete Süße noch trug,
Hauchte sie, fallend dem kühlen Engel
Welk vor die Füße:
“War es genug?”
Aus: Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich, Rowohlt Taschenbuch 1949, Seite 299.
Laure: “Sie haben keine Lust anzuhören, was wir ihnen bringen wollen. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, man ließe sie in Frieden leben und sterben wie bisher.” Fosca: “Und was täten Sie dann?” “ich würde… in die warmen Länder gehen, in einer Hängematte unter Palmen ruhen und alles vergessen.” “Und warum tun Sie das nicht?” “Ich kann nicht. Tatsächlich könnte ich nicht vergessen. es gibt zu viel Not, zu viel Leiden. Ich würde es niemals ertragen.” “Selbst, wenn Sie glücklich wären?” “Ich würde nicht glücklich sein.”