Lyrik, Und Mehr

Lyrik

Meine Lyrik 

15.01.1953           Geburtstag

Vati wünscht von seinem Sohne
dass wenn der Geburstag kam
er nicht schenkt als wie zum Hohne
irgenwelchen schlechten Kram
Der nahm sich das sehr zu Herzen
überlegte angestrengt
Oft beim Scheine schwacher Kerzen
was man da am besten mengt
Kurz, der Bleistift wurd’ gewetzt
Wörterbücher nachgeschlagen
und der Caesar übersetzt
als gelte es den Kopf und Kragen 
 Zwei kleine, niedliche Geschichten
wir noch hoffnungfsvoll beimischten
Hoffentlich gefällts Papa!
Na man siehts ja schon! aha

 1965  Ohne Scherz                                                                                                                                                                    Finn & Till sind meine Enkel

Finns   Regenbogen 2018

Du bist mir lieb wie mein Herz
Ich denke an Deine Zärtlichkeit 
Und das Herz wir mir
Ich denke an Dein Lachen
Das mir nur läßt mitzumachen
Was fange ich nur an,
wenn ich Dich nicht haben kann.
Vielleicht in den Rhein
Oder den Main
Wo er am tiefsten ist
Damit es auch nützt
Doch will ich nicht daran denken 
Mir lieber das Gehirn verrenken,
wie es anstellen Dich zu besitzen
ohne abzublitzen
Ich denke an Deine Gesichter zwei 
Denen eines mir lieb wie das andere sei 
Ruf wenigstens an
damit ich die sagen kann 
Wie ich dich liebe

1965      Traum 
In den Traumnächten
Wa
sser auf die Augen rinnt
Hände groß und schwer
u
nbeweglich unter Schneewächten
Dunkel und Trauer
Turmhohe Mauer
Zerrbild des Tages
Aufschrei der Ohnmacht
Tiefschweres Fallen
Unendlichkeit
Waches Erschrecken
Vorbei der Spuk                              

1968    Herbst 
Es kommt es geht ein Jahr
Herbstblätter tragen Traurigkeit
Träume versagen Wirklichkeit
Du sei skeptisch
Es kommt es geht ein Glück

1969    Ziel 
Da sitze ich im warmen
Und überlege warum
Ich unzufrieden bin
Beileibe nicht die Welt
Denn das Bier schmeckt
Und das Kleingeld habe ich
Das Abenteuer, der Ansporn?
Soll ich mich einsetzen, wofür?

1970    Erkenntnis 
Die Preise steigen
Auch ich bin im Reigen                                                                                                                                                                                                                                          Die Reihen fest geschlossen
Es hungern nur die Volksgenossen

Tills Regenbogen 2018

1980    Erinnerung
Kleiner Ausschnitt Deines Lebens
wiederkehrend Losgelassen
Wind trennt Spreu vom Weizen
Fetzen fügen sich zu Mosaik
Neues gibt es neu zu sehen
Erinnerung wird zum Erfolg

14.02.2009 –   für Katrin und Christofer 
das schöne Feld des Lebens
 hab’ ich bestellt, das kleine 
 es war nicht ganz vergebens 
 so wünsch’ ich Euch das Deine

2020    Nachtlied
Aus lang vergangnem Leben
Erinnre ich noch gut
Wie Freude und Erleben
Gaben Sinn und Mut
Nun ist die Welt um vieles kleiner
und immer noch so neu
Doch ist das Erleben reiner
Und ich bin noch dabei

2021    Die Erde spricht
Sieh dich richtig 
Eines meiner unzähligen Werke
Außerhalb dessen was war
Hat der Zufall dich geändert
Bleibst du doch kleiner
Und kürzer als ein Sandkorn
Bedenke wenn du handelst
Verantwortlich dir selbst
ist deine Zeit begrenzt
dann bist du nichts mehr
bis auch nicht mehr
ich bin

29.06.2022          Die andere Seite
Zwischen-Menschlichkeit
so schwer wie Ackerboden
und meinem Leben
verwoben und komplex
daran kratzen hilft nicht
eindringen und denken
handeln hilft – nicht immer
neuer Versuch hilft – vielleicht

Oktober  2023        Das Glück im Wald
kann unheimlich
unerwartet  schön sein 
kleines Lied 
lachende Augen
Umarmungen machen süchtig
Sehnsucht nach Zärtlichkeit
zwei Wildäpfel zum Trost

Die andere Lyrik

18.06.2023          Eugen Roth –  unvergessen
Dieser Schriftsteller (1896 – 1976), der vor allem wegen seiner in Reimform hundertfach gedichteten kleinen und großen Lebensweisheiten berühmt wurde, ist auch heute noch lesenswert. Hier drei seiner kleinen Gedichte (‚Von Mensch zu Mensch, llustriert‘ 1965): 
 Über den zweiten Weltkrieg
„Kein Mensch will es gewesen sein.
Die Wahrheit ist in diesem Falle:
Mehr oder minder warn wirs alle!“ 
Seltsam genug:
„Ein Mensch erlebt  den krassen Fall.
Es menschelt deutlich, überall –
Und doch bemerkt man weit und breit
Oft nicht die Spur von Menschlichkeit“ 
Wandlung:
„Ein Mensch führt, jung, sich auf wie toll:
Er sieht die Welt wie sie sein soll.
Doch lernt er auch nach kurzer Frist
Die Welt zu sehen, wie sie ist.
Als Greis er noch den Traum sich gönnt
Die Welt zu sehn, wie sie sein könnt.

Die Rose – meine schönstes Gedicht 

Als sich die Roe erhob, die Bürde
Ihres Blühens und Duftens zu tragen
Mit Lust:
Hat sie, dass es der letzte sein würde
Von ihren Tagen,
Noch nicht gewusst

Nur, dass sie glühender noch werden müsste,
Reiner und seliger hingegeben
Dem Licht
Spürte sie – ach, dass zum Tode sich rüste
Bedachte sie nicht….
So wildes Leben,

Als dann am Abend mit Mühe der Stengel
ihre hingeatmete Süße noch trug,
Hauchte sie, fallend dem kühlen Engel
Welk vor die Füße:
“War es genug?”

Aus: Simone de Beauvoir: Alle Menschen sind sterblich, Rowohlt Taschenbuch 1949, Seite 299. 
Laure:  “Sie haben keine Lust anzuhören, was wir ihnen bringen wollen. Manchmal frage ich mich, ob es nicht besser wäre, man ließe sie  in Frieden leben und sterben wie bisher.” Fosca: “Und was täten Sie dann?”  “ich würde… in die warmen Länder gehen, in einer Hängematte unter Palmen ruhen und alles vergessen.” “Und warum tun Sie das nicht?” “Ich kann nicht. Tatsächlich könnte ich nicht vergessen. es gibt zu viel Not, zu viel Leiden. Ich würde es niemals ertragen.” “Selbst, wenn Sie glücklich wären?” “Ich würde nicht glücklich sein.”